Der Seminarvorstand nimmt (erneut) Stellung

Der etü publiziert folgend unverändert eine Stellungnahme des Vorstands des Historischen Seminars und äussert sich zum darin erhobenen Vorwurf, «sachlich falsche Aussagen» gemacht zu haben.

Stellungnahme des Vorstands des Historischen Seminars zum etü-Artikel „Einzelfälle mit System“, 19.2.20

Wir haben die Umfrageergebnisse und den Bericht des etü zu Kenntnis genommen. Wir freuen uns, dass die Mehrheit der Antwortenden mit ihrer Situation zufrieden ist, besonders auch mit dem Klima an ihren Lehrstühlen. Das relativiert die Darstellung der beiden Autoren, in der einigen wenigen, unglücklich verlaufenen Fällen sehr viel Platz eingeräumt wird. Dagegen kommen Informationen zu den allgemeinen Rahmenbedingungen und ihrer Entwicklung in den letzten Jahren zu kurz. Es ist in der Tat so und unbestritten, dass die wissenschaftliche Qualifikation eine Herausforderung und durch grossen persönlichen Einsatz geprägt ist. Dem ist, unter Beteiligung von MittelbauvertreterInnen in der Seminarkonferenz und der Fakultät, in den letzten Jahren mit einer ganzen Reihe von Massnahmen begegnet worden: Von der Gründung einer Graduiertenschule an der Fakultät über die Einführung von Pflichtenheften für Mittelbaustellen bis zur Schaffung von studentischen Hilfsassistenzen zur Entlastung des Mittelbaus.

Einige Ergebnisse der Umfrage erstaunen uns. Etwa, dass manche (Ober-)assistierende über kein Pflichtenheft verfügen sollen. Die Erstellung dieser individuellen Vereinbarung wird die Geschäfsführung des Historischen Seminars in Zukunft vermehrt kontrollieren. Der Überzeitproblematik werden wir nachgehen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die Lehrstuhlarbeit übers Jahr sehr ungleichmässig verteilt. Und dass viele Mittelbauvertreterinnen von sich aus besondere Leistungen in der Lehre, in Kommissionsarbeit, durch Gutachtertätigkeit, bei der Organisation von Tagungen erbringen, weil sie wissen, dass das bei Bewerbungen und für das berufliche Fortkommen wichtig ist.

In einem Zusatz zum Artikel publizieren die Autoren interne Dokumente auf dem Web und machen bei deren Interpretation sachlich falsche Aussagen über Empfehlungen, welche die Leitung des HS habe „verschwinden“ lassen. In der Evaluation folgten auf die Empfehlungen der Unileitung Follow-up Gespräche. In deren Verlauf wurden die Empfehlungen diskutiert, Chancen und Probleme ihrer Umsetzung abgewogen, die zuständigen Entscheidungsgremien definiert und als Ergebnis manche Empfehlungen umformuliert oder ganz gestrichen. Beide Empfehlungen, von denen die Autoren behaupten, dass sie das HS habe „verschwinden“ lassen, wurden an einer Sitzung am 3. Juni 2014 einvernehmlich fallengelassen, im Beisein von Rektor, Prorektor, Dekan, VertreterInnen der Evaluationsstelle – und einer sechsköpfigen Delegation des Mittelbaus. Im Fall der Ombudsstelle wurde vereinbart, stattdessen vermehrt auf schon bestehende Anlaufstellen zu verweisen. Seither wurden die bestehenden Anlaufstellen noch einmal ausgebaut: mit der Schaffung eines Prodekanats Doktorat und der DoktoratskoodinatorInnen sowie einer Beratungs- und Schlichtungsstelle auf Ebene UZH. Bei der Empfehlung, «Ressourcen nicht mehr nur lehrstuhlorientiert, sondern auf Basis der Belastung der Aufgaben- und Fachbereiche» einzusetzen, stellte sich heraus, dass die Evaluatoren sich auf hilfswissenschaftliche Stellen bezogen und sich auf irrtümliche Annahmen über deren Zahl stützten. 

Stellungnahme zur Stellungnahme: Die Redaktion hält an ihrer Darstellung fest
Der Seminarvorstand schreibt in seiner erneuten Stellungnahme gegenüber dem etü, wir würden «sachlich falsche Aussagen» über zwei verschwundene Empfehlungen des Rektors aus dem Jahr 2014 machen. In Bezug auf die Empfehlungen schreibt er, wir würden «behaupten, dass sie das HS habe verschwinden lassen». Fakt ist: Das hat der etü so nie behauptet. Wir haben festgestellt, welche zwei Empfehlungen als einzige im Schreiben des Rektors vom 13. Mai 2014 vorkommen – und in der darauf basierenden Massnahmenvereinbarung nicht. Und wir haben aufgrund der Tatsache, dass zwischen den beiden Dokumenten lediglich die Diskussion der Empfehlungen der Unileitung mit VertreterInnen von Fakultät und Institut stattfand, eine einfache Vermutung angestellt: dass die Empfehlungen im Rahmen dieser Diskussion fallengelassen wurden – und zwar nicht auf Bestreben der Unileitung, die diese zuvor ja selbst geäussert hatte. (Beide Dokumente gibt es hier zum Download.)
Der Seminarvorstand gibt in seiner Stellungnahme weiter die Gründe an, die aus seiner Sicht zum Verschwinden der Empfehlungen führten. Der etü verweist darauf, dass er den Seminarvorstand bereits anlässlich eines ausführlichen Interviews explizit auf die Empfehlungen angesprochen hat. In der Antwort war weder von sachlich falschen Aussagen die Rede noch fand der Inhalt der in der Stellungnahme beschriebenen Follow-Up-Gespräche Erwähnung. Das Interview wurde dem Seminarvorstand komplett zur Gegenlektüre zugesandt und durch ihn autorisiert.
Kurz: Die Redaktion integriert neue Informationen gerne in ihre Berichterstattung, hält aber an ihrer Darstellung fest.

Der etü-Mittelbau-Report
Gratisarbeit, Abbrüche, schlechte Betreuung: Nachwuchsforschende sind unter Druck – auch am Historischen Seminar. Über ein halbes Jahr haben wir dazu recherchiert, unzählige Gespräche geführt, Dokumente ausgewertet, eine Umfrage auf die Beine gestellt – und dabei einiges zutage gefördert.
Hier geht es…
… zum Haupttext «Einzelfälle mit System».
… zum Interview mit Seminarvorstand Simon Teuscher.
… zu den Details der etü-Umfrage.
… zu vier Dokumenten, die wir erstmals veröffentlichen.

Weitere Hinweise an: mittelbau@etue.ch